Stolberger Geschichts- und Traditionsverein e. V. | |||||||||||||||||
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Philipp Phoebus (1804 - 1880)
Phoebus genoss hohes Ansehen, nicht nur als Pionier der
Allergieforschung, sondern auch als Vorkämpfer für ein kontrolliertes
Apothekenwesen. Sein Gießener Grabstein trägt die Aufschrift:
PRAECEPTOR PHARMACIAE GERMANIAE. Im Internet findet sich folgender Auszug eines Briefes von Philipp
Phoebus über die Neubesetzung einer Leibarztstelle beim Grafen
Stolberg. Der Brief stammt vom Juni 1852, also 9 Jahre nach seinem
Weggang aus Stolberg. "[...] Der Verstorbene, Dr. Kröning, ein recht tüchtiger, auch vielseitig gebildeter Arzt, hatte als Physikus und Hofmedicus ein Fixum von 300 rth, dazu ein (wahrscheinlich sehr reichliches) Brennholz-Deputat, dies beides von dem Standesherrn, dem Grafen zu Stolberg-Stolberg, ferner ein Fixum von c. 60 rth für die Behandlung der innungsartig verbundenen Holzhauer (vielleicht auch, doch bezweifle ich dies, ein Fixum für die Behandlung des Personals zweier benachbarter Eisenhütten, welche einem Herrn Bennighauß gehören). Sein sonstiges Einkommen schätze ich auf 600 rth. Eine erhebliche Vergrößerung desselben durch weitere Ausdehnung der Praxis dürfte schwierig seyn, weil die benachbarten Städte und Flecken alle ihren Arzt haben und die Praxis auf dem gräflichen Schloße den Hofmedicus oft und viel in Anspruch nimmt. Dieselbe legt ihm auch die Nothwendigkeit auf, oft in gewählter Kleidung - wenn er zur Tafel geladen wird, oft im Frack - zu erscheinen. Dagegen bringt die Stellung zum Schloße wohl auch noch manche kleine Nebenvortheile mit sich, und wenn auf dem Schloße erhebliche Krankheiten vorfielen, würde gewiß ein anständiges Extrahonorar nicht ausbleiben. Mit 1000 rth aber kann in Stolberg, wo die Lebensbedürfnisse sehr wohlfeil sind, ein Arzt mit Frau und etlichen Kindern sehr behaglich leben. Die Gegend ist reizend schön. Die Physicats-Geschäfte, welche sich nur über die Grafschaft Stolberg-Stolberg erstrecken, sind wegen der Kleinheit des Bezirks bei weitem nicht so zeitraubend als die eines kön. Preuß. Physicus, übrigens ganz derselben Art. Man wünscht nun die Stelle ungesäumt wieder zu besetzen durch einen tüchtigen Arzt, der das Preußische Physicats-Examen (welches die vorangegangene Approbation als Geburtshelfer voraussetzt) gemacht hat oder wenigstens sich anheischig macht, es alsbald zu bestehen. Derselbe müßte aber meines Erachtens auch ein Mann von feinen Sitten und gewandt im Umgange seyn, wenn das Verhältnis zu der gräflichen Familie ihm ein dauernd angenehmes werden soll [...] Für diesen geringen formellen Zwang, an den man sich in den ersten 8 Tagen gewöhnt, würde er sehr vollkommen entschädigt werden durch die sehr reelle Humanität, Liebenswürdigkeit und hohe Bildung der gräflichen Familie, in welcher auch die Herzensgüte ganz zuhause ist. Man würde sonder Zweifel einen Arzt, der schon eine Zeitlang practicirt hat, einem ganz jungen vorziehen, auch einen verheirateten einem unverheirateten; doch wird in dieser Beziehung nichts zur Bedingung gemacht, vielmehr würde eine vollgültige Empfehlung durch einen Arzt von größerem Ruf, zumal aber durch Herrn Professor Dr. Zeis, von besonderem Gewichte seyn. Wer die Stelle ambirt, der hätte sich, schriftlich oder mündlich, an den Herrn Grafen zu Stolberg-Stolberg selbst zu wenden, sich etwa die Mittheilung der näheren Bedingungen zu erbitten oder auch - und das wäre noch kürzer und einfacher - sich von vornherein mit den Emolumenten, welche Dr. Kröning genoß, zufrieden zu erklären..." (Briefauszug mit freundlicher Genehmigung von Eberhard Köstler - Bücher und Autographen - www.autographs.de) Mario Bolte (2003) Quellen und Links: Allgemeine Deutsche
Biographie, Elektronische Version, herausgegeben von der
Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der
Wissenschaften und der Bayerischen Staatsbibliothek, Januar 2003 Geschichte
des Rudolf-Buchheim-Institutes in Gießen Bildnachweis: Justus-Liebig-Universität Gießen |
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